Chirurgie am Knie und Sportorthopädie

Immer mehr Menschen in Deutschland treiben Sport: Rund 70% der gesamten Bevölkerung geben an, sportlich aktiv zu sein. Leider steigt in diesem Zusammenhang auch die Anzahl der Sportverletzungen stetig. Doch in der Sportmedizin kann man mit modernen Methoden eine schnelle Genesung erreichen. Unsere erfahrenen Fachärzte beraten Sie hierzu gerne in einem persönlichen Gespräch.

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Dr. med. Thomas Krause

Experteninterview mit Dr. Thomas Krause

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Typische Erkrankungen und Verletzungen des Kniegelenks

Zu den häufigsten Verletzungen am Kniegelenk zählen der Meniskusriss und der Riss des vorderen Kreuzbandes. Weitere typische Verletzungen sind beispielsweise eine Schädigung des Knorpels oder die Luxation der Kniescheibe. Die Behandlungsform ist von der Art und dem Ausmaß der Verletzung abhängig. Diese erfolgt nach den modernsten Erkenntnissen und unterteilt sich in konservative und operative Behandlungsmöglichkeiten.

Verletzungen am Kreuzband Fachklinikum Mainschleife

Kreuzbandruptur

Der Riss des vorderen Kreuzbandes ist eine typische Sportverletzung. Verletzungen am hinteren Kreuzband sind dagegen wesentlich seltener. Das vordere und hintere Kreuzband bilden die wichtigsten Stabilisatoren des Kniegelenkes. Eine Ruptur des Kreuzbandes führt zu einer Instabilität des Gelenkes. Im Gegensatz zum hinteren Kreuzband weist das vordere Kreuzband nur eine geringe Selbstheilung auf. Durch eine Instabilität kann es infolgedessen zu einer Schädigung des Meniskus und des Knorpels bis hin zur Ausbildung einer Arthrose kommen.

Behandlung einer Kreuzbandverletzung

Bei einer Instabilität des Kniegelenkes besteht grundsätzlich die Indikation für eine operative Therapie. Der Ersatz des Kreuzbandes erfolgt durch die Verwendung körpereigener Sehnen. Die Operation erfolgt über eine Gelenkspiegelung arthroskopisch gestützt minimalinvasiv. Je nach Sportart, der beruflichen Belastung sowie der anatomischen Gegebenheiten wird ein passendes Verfahren ausgewählt. Vorrangig kommen die Kniebeugersehnen (Semitendinosus- und Gracilissehne) vom Oberschenkel zur Anwendung.

Alternativ und bei Revisionsoperationen können die obere Kniestreckersehne (Quadricepssehne) oder ausnahmsweise die untere Kniestreckersehne (Patellasehne) verwendet werden. Bei diesen Sehnen wird jeweils nur ein zentraler Anteil der Sehne mit einem Knochenblock entnommen. Nach mehrfachen Stabilisierungsoperationen oder bei komplexen Bandverletzungen können auch allogene Spendersehnen zur Anwendung kommen. Im Rahmen der Nachbehandlung werden Unterarmgehstützen für bis zu 4 Wochen verwendet. Das Tragen einer Kniegelenksorthese wird je nach Operation und insbesondere bei zusätzlicher Nahtversorgung eines Meniskusrisses für 6 Wochen empfohlen.

Knorpelschäden

Knorpelschäden können manchmal durch einen Sportunfall verursacht werden. In der Mehrzahl der Fälle entstehen Knorpelschäden jedoch durch Abnutzung und Alterungsprozesse. Zur Wiederherstellung der Knorpeloberfläche stehen verschiedene operative Verfahren zur Verfügung.

Autologe Knorpel (Chondrozyten) Transplantation

In einer ersten Operation werden zunächst Knorpelzellen von einem wenig belasteten Bereich des Gelenkknorpels entnommen. Diese werden in vitro in einer Nährlösung vermehrt. Nach ca. zwei Wochen sind genügend Knorpelzellen herangezüchtet, um diese in den Knorpelschaden einzupflanzen. Die in der Lösung vorhandenen Chondrozyten entwickeln nach einiger Zeit hyalinartigen Knorpel. Der vorhandene Schaden wird von dem neu entstandenen Knorpel komplett ausgefüllt.

Osteochondrale Transplantation

Bei der sog. Zylindertransplantation wird der defekte Knorpel durch intakten Knorpel ersetzt. Hierzu wird der Knorpeldefekt zylinderförmig ausgestanzt und durch einen zweiten Knorpel-Knochen-Zylinder mit intakter Knorpeloberfläche ersetzt. Der Ersatzknorpel wird am gleichen Gelenk von einer Stelle entnommen, die für die Funktion des Gelenks nicht wichtig ist. Der Patient spürt nicht, dass ihm an dieser Stelle ein Stück Knorpel fehlt. Die Entnahmestelle wird mit dem "defekten" Zylinder weitgehend wieder verschlossen. Die Knorpel-Knochen-Zylinder haben idealerweise einen Durchmesser von 6-12 mm und werden passgenau in den Defekt platziert. Die Patient*in erhält nach der Operation seine volle Bewegungsfreiheit zurück. Je nach Defektgröße ist eine Vollbelastung schon nach ca. 4 Wochen möglich. Vorteil des Verfahrens ist, dass es bei kleinen Defekten gelegentlich rein arthroskopisch durchgeführt werden kann. Allerdings sind der „Mosaikplastik“ Grenzen gesetzt: Durch die begrenzte Menge an verfügbarem Spenderknorpel lassen sich größere Defekte nicht mehr vollständig wiederherstellen.

Meniskusriss

Im Kniegelenk gibt es einen Meniskus auf der Innen- und der Außenseite. Sie sind halbmondförmig angelegt und dienen dem Kniegelenk als Stabilisator und Stoßdämpfer. Verletzungen des Meniskus zählen mit zu den häufigsten Kniegelenksverletzungen im Sport. Sie entstehen meist, wenn das Kniegelenk unter starker Belastung verdreht wird. Bei zunehmendem Alter treten verschleißbedingte Verletzungen hinzu. Typische Symptome sind Schmerzen, ein Gelenkschnappen und die Ausbildung eines Gelenkergusses.

Meniskusriss Fachklinikum Mainschleife

Behandlung eines Meniskusschadens

Ohne Beschwerden werden Meniskusschäden grundsätzlich konservativ behandelt. Treten Beschwerden auf, wird ein operatives Vorgehen empfohlen. Die Operation wird minimalinvasiv über eine Arthroskopie (Gelenkspiegelung) durchgeführt. Sie beginnt mit einer Überprüfung der Gewebequalität und der Rissform des Meniskus. Alsdann wird der Meniskus entweder genäht oder der geschädigte Anteil sparsam entfernt.

Unter dem Motto „Save the meniscus“ wird soweit möglich eine Nahtversorgung angestrebt. Postoperativ werden nach einer Teilentfernung des Meniskus Unterarmgehstützen für bis zu 1 Woche verwendet. Nach einer Meniskusnaht verlängert sich die Nachbehandlungsdauer um eine Heilung des Gewebes zu gewährleisten. Unterarmgehstützen werden für 4 Wochen verwendet und eine Kniegelenksorthese wird mit einer Einschränkung der Beugung für 6 Wochen getragen.

Valgisation/Varisation

Valgisationen und Varisationen sind angeborene oder erworbene Fehlstellungen der Beinachse. Man unterscheidet das X-Bein (Valgusfehlstellung) und das O-Bein (Varusfehlstellung). Die häufigste Ursache von erworbenen Beinachsenfehlstellungen sind Verschleißerscheinungen im Kniegelenk mit Verlust des Meniskus und des Knorpels. Auch Meniskusteilentfernungen können zu fortschreitender Knorpelabnutzung führen. In beiden Fällen kommt es zu einer Gelenkspaltverschmälerung mit Beinachsenfehlstellung. Am Ende steht Knochen auf Knochen, ohne die Schutzschicht des Knorpels und ohne den Meniskuspuffer. Die O-Bein-Arthrose kommt häufiger vor als die X-Bein-Arthrose. Typische Symptome sind Belastungsbeschwerden und Ruheschmerzen. Durch zunehmende Beinachsenfehlstellung mit "Beinverformung" verschlimmern sich die Beschwerden im Verlauf oftmals.

 

Closed-Wedge-Osteotomie

Ein Knochenteil des kniegelenknahen Oberschenkelknochens wird von der Innenseite her keilförmig herausgesägt. Dadruch entsteht ein Spalt, der durch Veränderung der Beinachse geschlossen und mit einer (Tomofix-) Platte fixiert wird.

Open-Wedge-Osteotomie

Der Schienbeinkopf von der Innenseite wird keilförmig geöffnet. Eine Platte wird anschließend analog mit Schrauben fixiert. Je nach Ausmaß der Korrektur entsteht eventuell ein Spaltraum. Dieser muss mit Knochen, den man vom Beckenkamm gewinnen kann, ausgefüllt werden.

Patellaluxation Fachklinikum Mainschleife

Patellaluxation (Kniescheibenluxation) 

Bei einer Patellaluxation springt die Kniescheibe (Patella) aus ihrem Gleitlager am Oberschenkelknochen. Begleitend dazu reißen häufig die Haltebänder auf der Knieinnenseite. Es kann zu Absprengungen am Knochen bzw. Knorpel der Kniescheibe und des Oberschenkelgleitlagers kommen. Patellaluxationen treten vor allem durch Verdrehen des Knies beim Sport auf. Auch genetische Veranlagungen können eine Rolle spielen. Frauen sind häufiger betroffen als Männer. Die Erstluxation tritt meist vor dem 20. Lebensjahr auf. Da bei jeder Luxation Knorpelschäden entstehen können, zielt jede Therapie darauf ab, die Kniescheibe wieder in ihrem Gleitlager zu zentrieren. Jede erneute Luxation erhöht das Risiko einer vorzeitigen Kniescheibenarthrose.

Arthroskopie

Bei Verdacht auf eine Knorpelabscherung (Flake fracture) ist eine Kniegelenksspiegelung (Arthroskopie) empfehlenswert, um das Ausmaß des Knorpelschadens zu begutachten. Dabei kann zudem eine Knorpelabsprengung refixiert oder entfernt werden (bei kleinen bzw. mehrfach in sich gebrochenen Stücken). Zu entscheiden ist, ob der operative Eingriff weichteilig oder knöchern durchgeführt wird. Im Falle der knöchernen Korrektur muss entschieden werden, ob diese am Oberschenkel oder am Unterschenkel erfolgt.

MPFL-Rekonstruktion

Dank der wissenschaftlichen Untersuchungen der letzten 10 Jahre wissen wir, dass in den meisten Fällen das innere Halteband (mediale patellofemorale Ligament = MPFL) zerreißt. Somit kann durch die alleinige Raffung des inneren Halteapparates die Kniescheibe nicht genügend stabilisiert werden. Daher ist heute der plastische Ersatz des MPFL mit Hilfe einer eigenen Sehne (MPFL-Rekonstruktion mittels Gracilissehne) die häufigste Operationsmethode. Dieser Eingriff kann mit Hilfe von wenigen kleinen Schnitten („Mini-Open“) erfolgen. Früher wurde häufig der Ansatz der Knieschiebensehe (Patellasehne) am Schienbeinkopf von außen nach innen versetzt. Heutzutage wird dies nur noch bei ausgeprägten Fehlstellungen des Patellarsehnenansatzes durchgeführt.

Osteotomie

Liegt die Ursache einer Kniescheibenluxation vor allem in einer deutlichen Achsenfehlstellung (X-Beinstellung bzw. vermehrte Oberschenkelinnenrotation), muss eventuell eine zusätzliche Achsenkorrektur erfolgen (Varisationsosteotomie, Derotationsosteotomie).

Trochleaplastik

Bei ausgeprägter Fehlanlage des Oberschenkelgleitlagers kann es erforderlich sein, dieses fehlgeformte Gleitlager plastisch zu korrigieren (Trochleaplastik). Dies stellt jedoch eine sehr aufwendige Korrekturoperation dar, die nur in seltenen Fällen angewandt wird.

Fachliche Zusatzinformationen

Eine umfassende Diagnostik ist entscheidend für die Wahl des geeigneten Therapieverfahrens. Hierfür stehen bildgebende Verfahren wie Röntgen, Kernspintomographie und Computertomographie zur Verfügung. Besonderen Wert muss jedoch auf die klinische Untersuchung gelegt werden, die viel Erfahrung benötigt. Nur dann kann das für den Einzelfall passende operative Verfahren gewählt werden.